| Was gibt’s Schöneres als an diesem Tag im Sonnenschein | 
| Auf der Bank im Park zu sitzen, still und ganz allein | 
| Mit Amsel, Drossel, Fink und Star, da platzt mit Gebrüll | 
| Eine entfesselte Schulklasse in mein Idyll | 
| Gefolgt von einem bleichen, unterwürfigen Lehrer | 
| So ein Schülerversteher, so ein ganz legerer | 
| Die Kinder werfen Kaffee-To-Go-Becher in die Gegend | 
| Und ihr Wortschatz ist schamverletzend und besorgniserregend | 
| Sie schnippen Kippen in das Gras und rempeln mich an | 
| «Ey, du Opfer, mach dich hier mal nicht so dicke, Mann!» | 
| «Kinder, geht’s auch etwas leiser?», der Lehrer schreitet ein | 
| Die Kinder zeigen sich auf ihren Smartphones Schweinerei’n | 
| Ich liebe es, unter Menschen zu sein | 
| Ich liebe es, unter Menschen zu sein | 
| Ich liebe es, von Zeit zu Zeit ins Wirtshaus zu geh’n | 
| Mit dem schönen festen Vorsatz, tief ins Glas zu seh’n | 
| Allein in meiner stillen Ecke mit meinem Wein | 
| Da kommt die laute Stillgruppe und der Gesangsverein | 
| Da kommt der Fleischgroßhändler mit seinem kläffenden Köter | 
| Und der Bürgermeistersohn, ein tödlicher Nervtöter | 
| Die smarten jungen Eltern kommen, die, hoch die Tassen | 
| Die Erziehung ihrer Blagen der Allgemeinheit überlassen | 
| Ein Kind kotzt auf den Tisch, das andre wirft seinen Schuh | 
| Ein angetrunk’ner Schwätzer torkelt direkt auf mich zu | 
| «Ist neben dir noch frei?», «Bedaure, mein Herr, leider nein» | 
| Er setzt sich ächzend, übelriechend hin zu mir | 
| Und gießt sein Bier über mein Bein | 
| Ich liebe es, unter Menschen zu sein | 
| «Kannst du mir noch einmal verzeih’n?» | 
| Ich liebe es, unter Menschen zu sein | 
| «Komm, gieß mein Glas noch einmal ein» | 
| Ich liebe es, unter Menschen zu sein | 
| Im Kino, an der Bar, im Restaurant ohne Hemmschwelle | 
| Wo immer ein Platz frei ist, rücken sie mir auf die Pelle | 
| Egal, ob sie am Pool die Liege neben mir aussuchen | 
| Oder im Großraumwagen den Sitz neben meinem buchen | 
| Es ist das Phänomen der Kohäsion, der Moleküle | 
| Wenn in 'nem leeren Wartesaal einhundert freie Stühle stehen | 
| Geht der erste, der herein kommt unabänderlich | 
| Schnurstracks durch den ganzen Saal und setzt sich neben mich | 
| Und so werd' ich manchmal das Gefühl nicht los | 
| Sie woll’n nicht nur neben mir sitzen, sie woll’n auf meinen Schoß | 
| Es ist dunkel, nass und kalt und es ist viertel nach zehn | 
| Ich muss nach Haus durch den dunklen Fußgängertunnel geh’n | 
| Ich steig' hinab, hüpf' zwischen Lachen von Urin | 
| Und Erbroch’nem hin und her und da plötzlich seh' ich ihn | 
| Er hat recht derbes Schuhwerk an und keine Haare | 
| Dafür 'nen Baseballschläger und ich nur 'ne Gitarre | 
| Mit einer Hand zerdrückt er eine volle Bierdose | 
| Wirft sie nach mir, dann holt er einen Schlagring aus der Hose | 
| Das war’s, ich habe keine Chance gegen den Stier | 
| Da hör ich plötzlich die St.-Pauli-Hymne hinter mir | 
| Drei Dutzend St.-Pauli-Fans zieh’n mich in ihre Reih’n | 
| Und ich häng' mich bei zwei großen, breiten Kuttenträgern ein | 
| Tja, manchmal lieb' ich es wirklich, unter Menschen zu sein | 
| FC St. Pauli, ab sofort mein Verein | 
| Ich liebe es, unter Menschen zu sein | 
| Du gehst niemals allein | 
| Ich liebe es, unter Menschen zu sein | 
| Plötzlich nichtig und klein | 
| Ich liebe es, unter Menschen zu sein |