| Im Herzen von Chronosopol, zwei Megawatt nach Omega
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| Zehn hoch zwölf Angström gegen Süd, liegt, was bisher kaum jemand sah —
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| Mit Ausnahme von drei Redakteuren
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| Die einer Zeitschrift angehören
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| Die Spürsinn für Affären hat —
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| Da also liegt, vom Eis befreit
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| Der Schuttabladeplatz der Zeit
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| Die Halde reinlich eingesäumt, wächterbewacht, rosenbesteckt
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| Ein Monticulum, das sich bis fast an den Horizont erstreckt
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| Geschützt durch nied’re Maschenzäune
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| Gesellschafts- und Verwaltungsräume
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| Vereinszimmer und Buchhaltung —
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| Kein schöner Land in dieser Zeit
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| Als der Schuttabladeplatz der Zeit
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| Der Styx als bill’ger Wasserweg, ward eigens hier kanalisiert
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| Den Umschlaghafen weist ein Schild, das den Besucher informiert:
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| «Hier könn' Familien Kaffee kochen!» |
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| Ein Schild, das nicht nur ausgesprochen
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| Sondern auch überflüssig ist —
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| Vom Ufer scheint er eher breit
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| Der Schuttabladeplatz der Zeit
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| Kurz nach halb Uhr war es soweit, ein Wächter schlief beim Wachen ein
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| Des Schildes ungeachtet, drang ich längs des Hafens landwärts ein
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| Und fand, wie nicht anders zu erwarten
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| Drei Herren, die im Abfall scharrten
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| Die Redakteure wohlgemerkt —
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| In Bergeshöh'n und Tälern weit
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| Im Schuttabladeplatz der Zeit
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| Acht Augen sehen mehr als sechs, und also wühlten wir zu viert
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| Und fanden staunend, aufgeregt, in gutem Zustand konserviert:
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| Den Gordischen Knoten — aufgerissen!
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| Ein' Sisalteppich — angebissen
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| Und die Guillotine des Herrn Guillot —
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| Bewältigte Vergangenheit
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| Am Schuttabladeplatz der Zeit!
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| Da lag der von der Vogelweide bei dem Kätchen von Heilbronn
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| Die hohe Messe in h-moll neben einem Akkordeon
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| Neben gescheiten Argumenten
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| Die Reden eines Präsidenten
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| Pornographie und Strafgesetz —
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| In friedevoller Einigkeit
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| Am Schuttabladeplatz der Zeit
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| Dann wurde eine Kiste voll Papier beim Wühlen umgekippt —
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| Zwei Redakteure weinten leis' - der dritte fraß sein Manuskript
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| Weil sie Zeitungsartikel fanden
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| Bei denen ihre Namen standen —
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| Sie schämten sich so gut es ging
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| Sie knieten nieder, bußbereit
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| Am Schuttabladeplatz der Zeit
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| Seit gestern bin ich auf der Flucht, draußen vom Walde komm' ich her
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| Und dass ich wiederkommen durfte, muss ich sagen, freut mich sehr!
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| Das sei mir Lehre für mein Streben:
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| Warum soll ich mir noch Mühe geben?
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| Es landet alles — ganz egal
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| Ob saublöd oder ob gescheit —
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| Am Schuttabladeplatz der Zeit. |
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