| Am Abend, wenn der Wartesaal |
| Im Hauptbahnhof zur Piazza wird |
| Wenn sich der Süden jedesmal |
| Bis in den Norden verirrt |
| Dann wird der Kornschnaps zum Pastis |
| Dann gibt es Bier, das nach Birra schmeckt |
| Dann riecht’s nach Knoblauch und Anis |
| Und wenn der Lärm das Grau versteckt |
| Hält das Signal sich für ein Minarett |
| Der Zeitungsmann sich für den Muezzin |
| Der Bahnhofsvorsteher für Mohammed |
| Und heißt die Züge gen Mekka zieh’n |
| Dann wird der Kiosk zum Basar |
| Der Blumenhändler zu Vergil |
| Die Bahnhofspolizei sogar |
| Wird zur Guardia Civil |
| Dann erzählt Luis von Bañeza |
| Und Alexis von Xanthe |
| Und Ismael von Ankara |
| Und ich erzähl' vom Wannsee |
| Dann geht ihr Zug nach Essen weiter |
| Um null Uhr sechsunddreißig haargenau |
| Archimedes wird wieder Gleisarbeiter |
| Und Carmencita Reinemachefrau |
| Um die Zeit wird am Imbissstand |
| Statt Espresso Kaffee gebrüht |
| Dann schließt Vergil seinen Blumenstand |
| Die Windrose verblüht |
| Im Wartesaal beim letzten Glas |
| Wenn schon der Ober die Kasse zählt |
| Sitz' ich, erzähl' mir selber was |
| Wenn mir kein andrer was erzählt |
| Dann steh' ich auf, dreh' eine Zigarette |
| In schmutz’gen Fingern, steif und klamm |
| Tu' so, als ob ich was zu tun hätte |
| Um null Uhr fünfzig, Hauptbahnhof Hamm |