Das Zentrum des Bösen ist der Dorfplatz
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Wo am Morgen der Hahn dreimal kräht
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Wo abends um 10 die Laternen ausgehen
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Wo in jedem dritten Haus keiner lebt
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Wo zweimal am Tag nur der Bus kommt
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Wo freiwillig keiner hinzieht
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Genau da ist das Zentrum des Bösen
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Wo vor Jahren die Zeit stehenblieb
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In der Stadt gibt es Straßen, die man nachts lieber meidet
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Im Kiez mit den niedrigen Quadratmeterpreisen
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Die Scheiben einschlagen und die Clans sind verfeindet
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Doch ins Dorf würde ich noch nicht mal tagsüber reingehen
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Nö, es gibt kein ruhiges Hinterland
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Alle sind verwandt, alle schauen dich finster an
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Die Barbaren hausen hinter Fachwerkhausfassaden
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Und sie spielten schon als Kinder mit dem Schlachtmesser im Garten
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An der Tanke steht ein Auto mit ner Frei. |
wild-Fahne
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Aus dem Auto hört man Antilopen Gang und Feine Sahne
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Um das Auto stehen Männer, die bereit sind anzugreifen
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Geben dir die Schuld an ihrer lebenslangen Langeweile
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Ein Opa sitzt mit Großkaliber in nem Jagdstand
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Und trinkt, um sich warm zu halten Obstler aus dem Flachmann
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Raschelts im Gebüsch, macht es ratatatat
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Geh nie am Dorfrand spazieren, denn sonst knallt er dich ab
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Das Zentrum des Bösen ist der Dorfplatz
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Wo am Morgen der Hahn dreimal kräht
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Wo abends um 10 die Laternen ausgehen
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Wo in jedem dritten Haus keiner lebt
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Wo zweimal am Tag nur der Bus kommt
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Wo freiwillig keiner hinzieht
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Genau da ist das Zentrum des Bösen
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Wo vor Jahren die Zeit stehenblieb
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Das beste an der Stadt ist die Anonymität
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Im Dorf weiß jeder jederzeit, was grad so bei dir geht
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Es gibt hier mehr Kontrolle als in jedem Überwachungsstaat
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Die Nachbarschaft passt auf, dass du dem Kaff keine Schande machst
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Die Dorfgemeinschaft ist das Grauen
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Alle kennen sich persönlich und zerreißen sich das Maul
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Und sie bleiben hier zu Haus', weil die Großstadt ihnen Angst macht
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Dem Dorf fehlen zivilisatorische Standards
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Samstags läuft hier 187 in der Disko
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Das ist kein Spaß mehr, das Dorf ist der Faschismus
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Den Dorftrotteln tropft schon der Geifer aus der Fresse
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Beim Gedanken an Querulanten, die die Gemeinschaft zersetzen — bah
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Sie sanktionieren jeden Abweichler
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Diese Bauerntrampel, diese Landeier
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Die Hinterwäldler, der Inbegriff von rückschrittlich
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Charlotte Roche ist die einzige, die hier glücklich ist
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Das Zentrum des Bösen ist der Dorfplatz
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Wo am Morgen der Hahn dreimal kräht
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Wo abends um 10 die Laternen ausgehen
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Wo in jedem dritten Haus keiner lebt
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Wo zweimal am Tag nur der Bus kommt
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Wo freiwillig keiner hinzieht
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Genau da ist das Zentrum des Bösen
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Wo vor Jahren die Zeit stehenblieb
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Manche Leute wollen raus aus dem Dschungel der Großstadt
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Das gute Leben suchen sie im sumpfigen Morast
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Wo sich Fuchs und Hase gute Nacht sagen
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Aber die Idylle stinkt nach Gülle, es ist abartig
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Mach dir mal keine Illusionen
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Egal ob Haus oder Stall, es gibt nur Schweine die hier wohnen
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Weit und breit keine Bullen, nur ein Wachtmeister
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Ein Gericht gibt es nicht, der Lynchmob macht einfach
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Ich bin selber viele Jahre auf dem Dorf gewesen
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Doch war nie so glücklich wie, als wir beschlossen fortzugehen
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Sie haben uns zum Abschied noch vor’s Haus gerotzt
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Denn wer ins Scheißkaff nicht reinpasst, wird rausgemobbt
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Die Provinz, sie ist einsam und trist
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In jedem Dorf gibt es mehr als Nazis, als es Einwohner gibt
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Und die Leichen in den Kellern sind nicht sprichwörtlich
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Es gibt die Hölle auf Erden, sie ist dörflich
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Das Zentrum des Bösen ist der Dorfplatz
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Wo am Morgen der Hahn dreimal kräht
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Wo abends um 10 die Laternen ausgehen
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Wo in jedem dritten Haus keiner lebt
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Wo zweimal am Tag nur der Bus kommt
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Wo freiwillig keiner hinzieht
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Genau da ist das Zentrum des Bösen
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Wo vor Jahren die Zeit stehenblieb |